FRÜHBLÜHER UND WINTERBLÜHER – Byebye Tristesse
Wer braucht denn schon Frühblüher, wenn man gerade (zumindest in Süddeutschland) aus dem Fenster schaut. Die Welt, dick eingepackt in einer weißen Daunendecke, jedes Geräusch gedämpft und die Farben (die wenigen) leuchten besonders vor ihrer weißen Leinwand.
Foto: Janina Laszlo
Und natürlich war früher alles besser. Denn da – erzählt man sich – waren die Winter noch Winter und der Schnee blieb beharrlich monatelang. Dann versteckte er Matsch, trockenes Gras und altes Laub, schlicht alles, was man zu dieser Jahreszeit vom Garten nicht sehen will, unter einer dicken Schicht.
Das blieb auch eine Weile so. Bis Januar, Februar. Und was für eine Freude, wenn die ersten tapferen Schneeglöckchen ihre Köpfe durch die Schneedecke reckten, als Vor-Vorboten des Frühlings.
Ist der Winter-Garten jetzt Schnee von gestern?
Vorab ein persönliches Wort. So sehr ich Blumen, Garten, Frühling, Sommer und alles was dazugehört vergöttere, so hat auch der Winter mit all seinen – auch nicht immer überaus charmanten - Seiten, seine Berechtigung. Er ist kein Gentleman, aber ich brauche ihn, ich mag ihn und ich möchte niemals auf ihn verzichten. Allein schon um mal ohne schlechtes Gewissen auf dem Sofa sitzen zu dürfen. Ohne Winter gäbe es diese tiefe Sehnsucht nach Frühling nicht.
Allerdings spricht nichts dagegen, ganz im Gegenteil, sich in dieser öden Zeit, ein paar blühende Gesellen in die eigenen vier Zäune zu holen.
Die Herbstanemone blüht zwar nicht im Winter, ihre Samenstände sind aber extrem dekorativ im winterlichen Garten.
Foto: My Cottage Garden
Denn es gibt sie tatsächlich, die ganz unerschütterlichen unter den blühenden Gartenbewohnern, die sich für ihre Blüte die unbequemste Jahreszeit ausgesucht haben.
Sie bieten allesamt neben der Tatsache, dass sie uns mit ihrem Anblick erfreuen, noch einen Pluspunkt: Sie dienen Insekten, die schon ganz früh im Jahr unterwegs sind (und nachdem das mit unseren steigenden Temperaturen immer häufiger vorkommt), eine erste Nahrungsquelle.
Hier ein Überblick über Pflanzen, mit denen Du auch im Winter Blüten und Farbe in den Garten holst:
Christrose, auch Schneerose oder Nieswurz
Helleborus niger
Hauptblütezeit ist von Dezember bis März, sie blüht weiß mit vielen gelben Staubblüten in der Mitte, die langen, großen Blätter bleiben immer grün. Die Christrose wird zwischen 10 und 30 Zentimetern hoch und freut sich über einen nährstoffreichen, durchlässigen Boden mit möglichst wenig Staunässe. Ideal ist ein halbschattiger Standort, der die Pflanze im Sommer vor allzu viel Hitze schützt. Ansonsten ist die frostharte Dame relativ anspruchslos. Sie kommt gut alleine zurecht, auch im Topf auf dem Balkon. Ein Rückschnitt ist nicht nötig, man kann die verwelkten Blätter entfernen.
Foto: pixabay
Lenzrose, auch Frühlings-Christrose oder orientalischer Nieswurz
Helleborus orientalis
Sie erfreut ab Januar, Februar mit einer größeren Farbauswahl als ihre Cousine im Absatz darüber. Dunkelrot bis schwarz oder auch weiß, rosa und pink grünlich, gelblich. Im Gegensatz zur Christrose, hängen die Blüten. Sie erreicht eine Größe von maximal 50 Zentimetern und ist ebenso anspruchslos in Sachen Standort und Pflege. Meine stehen im Vollschatten.
Fotos: My Cottage Garden
Winterschneeball
Viburnum x bodnantense
Der bis zu drei Meter hohe Strauch ist im Sommer grün und eine der Pflanzen, die schon sehr früh das Ende des Winters einläuten (es blüht gerade einer um die Ecke hier, und es ist Januar). Mit seinen zartrosa, herrlich duftenden Blüten malt er die ersten, bezaubernden Farbkleckse in noch ruhende Wintergärten. Er gedeiht praktisch an jedem Standort, genießt es, wenn er etwas windgeschützt ist. Völlig anspruchslos.
Foto: My Cottage Garden
Winterjasmin
Jasminum nudiflorum
Blüht gelb. Und obwohl ich sonst nicht so auf gelb stehe, im Früh-Frühling darf es auch mal gelb sein. Der Winterjasmin ist vielseitig einsetzbar, als Strauch oder auch als Rankpflanze am Spalier. Im Sommer hat er grüne Blätter, die er im Herbst abwirft und stattdessen von Januar bis in den April gelbe Blüten nachschiebt. Wie seine winterblühenden Kollegen ist auch er anspruchslos, was Standort und Boden betrifft, dankt es aber, wenn er eisigen Winden nicht allzu ungeschützt ausgesetzt wird. Geht auch im Kübel auf dem Balkon.
Foto: pxhere
Zaubernuss
Hamamelis
Nochmal gelb, aber auch ins Orange und Rot tendierend – die Zaubernuss hat längliche, wie dicke Fäden aussehende Blüten, die in der Regel ab Dezember und Januar Licht ins Dunkel bringen. Ursprünglich in Nordamerika und im Osten Asiens beheimatet, wächst die sommergrüne Zaubernuss als Strauch oder kleiner Baum. Dieser Gartengenosse hat höhere Ansprüche an den Boden, er sollte weder zu lehmig noch zu trocken sein und nährstoffreich, im Frühjahr gerne düngen. Ein Rückschnitt ist nicht nötig. Auch er möchte gerne vor kalten Ostwinden geschützt werden, bietet dafür Bienen und Hummeln schon früh im Jahr Nahrung.
Foto: congerdesign, Pixabay
Winterheide, Schneeheide
Erica carnea
Ich denke, jeder kennt sie: Die quasi unverwüstliche, immergrüne Erica. Manch mag sie vielleicht zu sehr an eine Friedhofspflanze erinnern, sie läßt uns aber mit ihren violetten und weißen Blütendolden den ganzen Winter hindurch nicht im Stich. Die kleine Ausführung der Heidekraut-Sträucher wird circa 30 Zentimeter groß. Völlig unkomplizierte Pflanze, auch wunderhübsch in Töpfen als Farbtupfer im Garten, auf Fensterbänken oder Balkonen.
Foto: Joel, pixabay
Winterkirsche
Prunus subhirtella 'Autumnalis'
Ein Wunder der Natur – ein richtiger Kirschbaum, der sich bei milden Temperaturen nicht mehr beherrschen kann und uns mitten im Winter mit einem zartrosa Blütenmeer überrascht. Man muss auch nicht viel dafür tun – außer sie im Garten haben.
Foto: nennieeinszweidrei, Pixabay
Schneeglöckchen und Krokusse
Das ist es dann wirklich. Das Ende des Winters. Wenn die ersten Schneeglöckchen ihre Köpfe durch die Ödnis recken. Beides sind Zwiebel bzw. Knollengewächse, die man im Herbst pflanzt. Wenn man sich mit dem ersten Rasenmähen beherrschen kann, bis auch die Blätter verwelkt sind (die Zwiebeln ziehen daraus noch Nährstoffe), erfreuen sie jedes Jahr wieder und verbreiten sich von selbst. Schneeglöckchen lieben eher schattige Standorte und nährstoffreichen Boden.
Krokusse, die den Schneeglöckchen ab Februar in leuchtenden Farben folgen, sind nicht so wählerisch. Auch diese beiden dienen Insekten als wichtige Nahrungsquelle.
Foto 1: My Cottage Garden, Foto 2: Andreas Johansson
Und es gibt ja nicht nur Blumen, die uns den Winter versüßen. Hagebutten, Zieräpfel und andere Beeren schenken uns auch in der kalten Jahreszeit Farbe und den Tieren Nahrung.
Foto: Janina Laszlo
Foto: My Cottage Garden
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